Altes Gymnasium Bremen

Vor allem die Mitglieder der Footballmannschaft und die Cheerleader haben es auf die beiden Außenseiter abgesehen. "Das ist doch normal, junge Leute können eben sehr gemein sein. Das gehört einfach dazu, das war bei meinen Eltern auch so", sagt eines der jungen Mädchen leichthin. Vor allem Sam (Jonas Brenig), der Star der Footballer, hat es auf Brendan abgesehen und schikaniert ihn, wo er nur kann. Der Sportler schubst ihn, hält seinen Kopf in die Toilette, verprügelt ihn gemeinsam mit seinen Teamkollegen. Ein Lehrer sieht das, unternimmt aber nichts.
Ausweglos Mit Gary bespricht er die für ihn ausweglose Situation. "Da gibt es keine Lösung", sagt er. "Doch, Selbstmord", sagt Gary und rennt zum Fenster, als wollte er springen, doch Brendan kann ihn zurückhalten. Ein anderes Mal, kurz nachdem Gary übelst auf dem Schulhof zusammen geschlagen wurde, spricht Brendan über das Massaker von Littleton, bei dem zwölf Schüler und ein Lehrer ums Leben gekommen sind.
"Das ist doch super, man knallt die Typen weg und wird außerdem selbst noch berühmt", sagt Brendan. Erst zweifelt Gary. Aber Brendan fährt fort: "An wen erinnerst du dich? Bestimmt nicht an die Opfer, sondern nur an die Täter." Der Tag der Abrechnung ist der Abend des Abschlussballs. Die beiden Jungs präparieren die Ausgänge der Turnhalle mit Bomben und stürmen, maskiert und als Soldaten verkleidet, das Fest. Sie wollen alle töten, die ihnen das Leben zur Hölle gemacht haben. Doch ihr Plan geht schief. Die Polizei steht vor der Turnhalle. Gary gerät in Panik. Er weiß nicht, was er tun soll, und streitet sich mit Brendan. Gary sieht keinen anderen Ausweg, als sich mit einer Pistole in den Kopf zu schießen. Im selben Moment überwältigen die Schüler Brendan, schlagen und treten ihn, so dass er später im Koma im Krankenhaus liegt. Das Licht geht an, das Theaterstück ist vorbei, die Zuschauer sind wieder zurück in der Aula des Alten Gymnasiums und atmen tief durch.
"Im April hat es auch an unserer Schule eine Amoklaufdrohung gegeben. Das war zwar ein Fake, aber es hat doch für sehr viel Beklommenheit und Verunsicherung unter den Schülern gesorgt. Und die Geschehnisse in Winnenden sowieso", sagt Deutschlehrer Ingo Matthias. Seit August hat er mit der 9a das Stück des US-amerikanischen Schriftstellers, der auch den Roman "Die Welle" geschrieben hat, einstudiert. "Die Klasse hat aufregende Wochen hinter sich. Eine Woche vor der Premiere ist unser Hauptdarsteller krank geworden, deshalb haben wir die Generalprobe erst heute, kurz vor der Premiere machen können."
Die Aufführung sei keine "low budget" sondern eine "no budget" Produktion gewesen. "Die Eltern haben uns für die Requisiten wie Laptop und Bügeleisen zur Verfügung gestellt", sagt der Lehrer anerkennend. "Ganz toll war auch der Einsatz der Schüler aus der Audio-AG, die sogar in ihrer Freizeit trotz Klausuren am Ton gearbeitet haben."

Bastienne Ehl (Weser-Kurier) ... 14.12.2010

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