Altes Gymnasium Bremen

Psychologin warnt vor K.o.-Tropfen

Vertrauenslehrer Ingo Matthias hat es besonders erschreckt, dass sich das erste Suchergebnis im Internet die Beschaffung von K.o.-Tropfen dreht und dass „Liquid-E“ als legal angepriesen wird, obwohl es selbstverständlich unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Die Dosierung und die körperliche Verfassung des Opfers oder Konsumenten entscheidet über die Wirkung. Die Tropfen können benommen machen, enthemmen oder sogar tödlich sein. Fast immer führen sie zu schlagartigem Erinnerungsverlust.
Jemandem K.o.-Tropfen zu verabreichen, ist kein Scherz. „Der Täter muss damit rechnen zu töten“, sagt Daniela Müller. Zur ihrer Aufklärungsarbeit gehört zunächst die drastische und detailreiche Schilderung eines konstruierten Falles. Gleichzeitig betont sie, dass es weder typische Opfer noch typische Täter gebe. Jedes zehnte Opfer von K.o.-Tropfen aus dem Jahr 2013 sei laut Kriminalstatistik männlich gewesen. Betroffene kommen aus allen erdenklichen sozialen Schichten und Altersgruppen.
Viele Opfer verlieren das Vertrauen in sich selbst und in die Menschheit. Laut Daniela Müller suchen nahezu alle Betroffenen die Schuld bei sich selbst. Es ist die Ungewissheit, die Opfer am meisten plagt. In das Erinnerungsloch werden Fantasien projiziert. Die Psychologin empfiehlt dringend, sich dann an eine Beratungsstelle zu wenden. Auch sollten schnellstmöglich Beweise gesichert werden.
Glas im Blick behalten
Um es nicht so weit kommen zu lassen, empfiehlt Müller, beim Feiern aufmerksam zu bleiben, unter Freunden aufeinander aufzupassen und Zivilcourage zu zeigen. Es sei wichtig, sein Getränk nicht unbeaufsichtigt zu lassen und die Zubereitung zu beobachten. Auch wenn Zweifel bestehen, ob K.o.-Tropfen verabreicht worden sind, rät Daniela Müller dazu, im Verdachtsfall einen Krankenwagen zu rufen.
„Das waren 90 Minuten, in denen ich Ihnen und euch viel zugemutet habe“, sagt Daniela Müller am Ende ihres Vortrags. Aber sie betont auch: „Wir sagen nicht, feiert nicht, sondern: Passt aufeinander auf!“ Den Vorschlag, Getränke runterzukippen, um keine Gelegenheit zu schaffen, lehnt sie dann auch nicht per se ab. Zumindest nicht bei alkoholfreien Getränken. Das häufigste K.o.-Mittel, sagt Daniela Müller, sei eben doch der Alkohol an sich.
Die Vortragsreihe des Zentrums für unterstützende Pädagogik am Alten Gymnasium, Kleine Helle 7-8, läuft regulär am zweiten Dienstag im Monat, das nächste Mal im Februar. Das Thema wird noch bekannt gegeben.

Joschka Schmitt (Weser-Kurier) ... 08.01.2015

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