Altes Gymnasium Bremen

Bundessieger bei der Fête de la Musique

Was macht eigentlich ein gelungenes Wettbewerbs-Programm aus? „Es muss vielschichtig und originell sein, sodass wir viel von unserem Können zeigen können“, sagt Iasone. Selbstverständlich spielen sie all ihre Programme auswendig. Kein Lampenfieber? „Nö, es ist eher die Vorfreude, dass wir im Konzert endlich das zeigen können, was wir erarbeitet haben. Ohne ein bisschen positive Aufregung geht es aber nicht, das gibt uns die besondere Inspiration“, sagen sie unisono.
Wobei Iasone noch eine besondere Hürde zu nehmen hatte: Gleich nach dem Proben-Marathon von drei Wochen, bei dem sie fast täglich übten, musste sie sich drei Wochen später auf ein komplett neues Solo-Programm zum Vorspiel für die Aufnahme als Jungstudentin an der Hochschule für Künste konzentrieren, das sie zuvor noch nie gespielt hatte. „Das war dann doch stressig“, räumt die junge Halbspanierin mit dem baskischen Vornamen ein. Vor allem, weil ihr Pensum an der Freien Evangelischen Bekenntnisschule ein wenig zu kurz gekommen ist und sie jetzt einiges nachholen muss. Sonst sei aber in puncto Schule alles im grünen Bereich, betonen beide: „Die Schule läuft gut mit“.

„Wenn ich nicht mehr Klavier spielen dürfte, wüsste ich gar nicht, wie ich die Schule bewältigen sollte“, räumt Iasone ein. Die beiden Talente sind sich darin einig, dass „man von der Musik viel fürs Leben lernen kann“. Zum Beispiel werde das Gedächtnis und das Gehör geschärft, was sich besonders günstig auf das Fremdsprachenlernen auswirke.
Worin liegt nun eigentlich das Geheimnis eines gut funktionierenden Klavier-Duos? „Die künstlerischen Temperamente müssen gut zusammen passen. Der homogene Klang ist wichtig und der funktioniert nur, wenn wir aufeinander hören und wenn sich keiner von uns zu sehr in den Vordergrund drängt. Denn darin sind schon viele Duos gescheitert. Wir haben sofort gemerkt, dass das bei uns vom Temperament und Charakter her passt“, erläutern die beiden, die besonders den gegenseitigen Respekt und das Arbeiten aneinander schätzen.
„Außerdem bewundere ich besonders Parvis’ Komposition ,Sieben Leben’“, betont Iasone. Parvis ist es Anfang des Jahres nach zahlreichen anderen Auszeichnungen zum vierten Mal in Folge gelungen, einen Bundespreis bei „Jugend komponiert“ zu gewinnen. „Und ich finde ihr transparentes Spiel, das nur wenige haben, einfach grandios“, sagt Parvis über Iasone.

So groß auch der musikalische Gleichklang zwischen den beiden Jungstudenten der Hochschule für Künste (HfK) ist, so kreativ ist auch das Debatten-Potenzial zwischen ihnen. Beispielsweise wenn es darum geht, den Komponisten Manuel Infante einzuordnen. Ob der Komponist, dessen Musik von flirrend-impressionistischen Tönen geprägt ist, nun eher der klassischen Moderne oder der Spätromantik zuzurechnen ist, darüber können die beiden leidenschaftlich diskutieren. Unterschiede gibt es auch bei der Auswahl ihrer Lieblingskomponisten: Iasone liebt vor allem Frédéric Chopin, Parvis bevorzugt Franz Schubert und Arnold Schönberg. Schon bevor er im zweiten Hauptfach mit seinem Kompositionsstudium begann, hat sich der Gymnasiast mit der Zwölftonmusik von Schönberg befasst und war auf Anhieb fasziniert. Nach ihren musikalischen Vorbildern befragt, nennt Iasone den russischen Pianisten Evgeny Kissin. Und Parvis bewundert nach wie vor Daniel Barenboim als Humanisten, Dirigenten und Pianisten: „Er zeigt mit seinem West-Eastern-Divan Orchestra, dass Völkerverständigung durch Kultur und Musik möglich ist.“
Eine Musikerlaufbahn kann auf die eine oder andere Weise beginnen. Iasone ist erst im Alter von zehn Jahren zum Klavier gekommen. Mit Musik hatte sie sich zuvor über die Blockflöte und später auch über die Querflöte vertraut gemacht.
Parvis begann als Vierjähriger mit seiner musikalischen Früherziehung an der Musikschule an der Schleswiger Straße. Am Alten Gymnasium, das er nach wie vor besucht, spielte er in der Bläserklasse. Ähnlich wie Daniel Barenboim begann Parvis schon früh, Klavier zu spielen. Sowohl seine Eltern als auch die Eltern von Iasone begeistern sich für klassische Musik und haben diese Leidenschaft an ihre Kinder weitergegeben.

S.Scheuer (Weser-Kurier) ... 20.06.2015

zurück zur Übersicht