Für Leo Trentmann, Klassensprecher des Jahrgangs, ist die Führung ein willkommenes Wiedersehen mit der Heimatstadt und den alten Mitschülerinnen und Mitschülern. „Seit 1976 treffen wir uns alle drei bis fünf Jahre in Bremen – auch, um unseren Bezug zu dieser Stadt zu zeigen“, berichtet er. Zwar leben noch viele der ehemaligen
Abiturienten in Bremen und dem Umland, es gibt aber auch so einige, die es in andere deutsche Gefilde und sogar ins Ausland verschlagen hat. „Die weiteste Anreise hatte eine Mitschülerin, die auf der kanarischen Insel La Palma lebt“, so Trentmann.
Das langjährige Konzept, sich alle paar Jahre zum Austausch von Erinnerungen zu treffen, wich allmählich einer erlebnisorientierteren Variante: „Viele kannten die Überseestadt noch gar nicht, da haben wir vor ein paar Jahren dann dort eine Führung mitgemacht“, erzählt Leo Trentmann, „und 2012 haben wir uns in Worpswede die Heinrich- Vogeler -Ausstellung angesehen und anschließend einen Bootsausflug unternommen.“
Und dieses Mal also eine Baumspende mit Führung durch den Bürgerpark. „Die Spende des Baumes soll nicht nur unsere Verbundenheit zu Bremen symbolisieren, sondern auch zum Bürgerpark, der in diesem Jahr 150 Jahre alt wird“, erklärt der Sprecher der Ehemaligen. Darüber freut sich auch Tim Großmann, der Direktor des Bürgerparks. „Der Park wird komplett durch Spenden finanziert, da ist jede Spende hilfreich“, sagt er. Der Bürgerpark werde in den kommenden Jahrzehnten einen Wandel erfahren. Die meisten der alten Bäume müssten durch neuere Bepflanzungen ersetzt werden. Nötig wird diese Maßnahme durch den Umstand, dass der Grundwasserspiegel im Bürgerpark sehr hoch ist. „Wenn hier ein Loch gegraben wird, stößt man spätestens nach einem Meter auf Wasser.“ Dadurch sind die Bäume gezwungen, möglichst flach zu wurzeln, was nach 150 Jahren zulasten der Standfestigkeit geht.
Den Parkdirektor schmerzen die anstehenden Fällungen natürlich. Aber: „Wegesicherheit ist oberstes Gebot“, betont Großmann. Durch Umweltschutzauflagen werde die Parkerneuerung zunehmend erschwert. Außerdem könnten Passanten oftmals die Baumfällaktionen nicht nachvollziehen. Tim Großmann stellt klar: „98 Prozent der gefällten Bäume im Bürgerpark sind tatsächlich krank oder gefährden durch mangelnde Standsicherheit die Parkbesucher.“ Die gespendeten Bäume tragen zum Fortbestehen des Bürgerparks bei: „Etwa hundert Bäume werden pro Jahr als Spende in den Park gesetzt“, berichtet Großmann. Für 450 Euro kann jede Bürgerin und jeder Bürger einen Baum spenden. Dabei sind die Anlässe zur Baumspende höchst unterschiedlich: Zur Geburt des Kindes oder zur Taufe, zur Hochzeit, zum Jubiläum oder auch aufgrund eines Todesfalls. „Alle Gesellschaftsschichten sind vertreten. Es gibt sogar Menschen, die bereits mehr als zehn Bäume gespendet haben“, schildert der Parkdirektor.
Der Abi-Jahrgang 73 spendet an diesem Tag jedoch erst einmal einen Baum – eine Esche, die bereits im Frühjahr gepflanzt wurde. Sie steht in der Nähe der Meierei neben drei anderen Baum-Neulingen und wird von der Gruppe am Ende der informativen Führung mit warmen Worten von Klassensprecher Leo Trentmann und einem Gruppenbild mit Esche offiziell eingeweiht.
Matthias Holthaus (Weser-Kurier) ... 27.06.2016